Brille auf und ab geht die Post! Aber halt, wie war das nochmal mit den Regeln?
Du bist heiß darauf, die Welt aus der Vogelperspektive zu erleben, mit einer Videobrille auf der Nase und dem Gefühl, selbst in einem fliegenden Geschoss zu sitzen? Dann herzlich willkommen in der faszinierenden Welt des FPV-Fliegens! Das ist ja mittlerweile viel mehr als nur ein Nischenthema für Technik-Nerds – es ist ein echtes Hobby, das immer mehr Fans findet. Aber Moment mal, bevor du deine Drohne startest und dich ins Abenteuer stürzt, gibt’s da ein paar Dinge, die du wissen solltest. Gerade in Deutschland ist das Thema Regeln und Gesetze ja immer ein bisschen… sagen wir mal, „strukturiert“. Und beim FPV-Fliegen ist das nicht anders!
Der wilde Westen der Lüfte war gestern: Warum Regeln sein müssen
Früher, so vor ein paar Jahren, war das FPV-Fliegen noch ein bisschen wie der Wilde Westen: Jeder konnte im Prinzip machen, was er wollte. Aber mit der steigenden Beliebtheit und der immer leistungsfähigeren Technik wurde schnell klar: Ganz ohne Regeln geht’s nicht. Schließlich geht es um Sicherheit – deine eigene, die von anderen Menschen und natürlich auch um den Schutz von Gebäuden und der Natur. Deshalb gibt es jetzt klare Vorgaben, an die du dich halten musst. Und genau hier wird’s interessant, denn in Deutschland gibt es zwei „Wege“, wie du dein FPV-Erlebnis gestalten kannst: Entweder du fliegst „im Verband“ oder du hältst dich an das EU-Recht. Klingt kompliziert? Ist es aber gar nicht so sehr, wenn man es einmal verstanden hat!
Weg A: Das gemütliche Nest – Fliegen im Verband (DMFV, MFSD)
Stell dir vor, du bist Teil einer großen Familie, die sich um dich kümmert und dir den Rücken freihält. So ähnlich ist das, wenn du dich entscheidest, über einen Modellflugverband zu fliegen. Die beiden großen Player in Deutschland sind der Deutsche Modellflieger Verband (DMFV) und der Modellflugsportverband Deutschland (MFSD).
Was sind die Vorteile hier? Ganz klar:
- Vereinfachte Regeln und Sonderregelungen: Die Verbände haben eigene Ausnahmeregelungen mit dem Luftfahrt-Bundesamt (LBA) ausgehandelt. Das bedeutet für dich als FPV-Pilot oft, dass du unter bestimmten Umständen Dinge darfst, die „normalerweise“ nicht erlaubt wären. Ein ganz wichtiger Punkt für FPV-Piloten: Laut DMFV darfst du mit Videobrille auch ohne Spotter bis zu 30 Meter über Grund fliegen, wenn du Mitglied bist und die Drohne unter 25 kg wiegt. Das gilt nicht nur auf Modellflugplätzen, sondern auch beim sogenannten „Wildfliegen“, solange die gesetzlichen Abstände zu Bundesfernstraßen, Flughäfen etc. eingehalten werden. Oberhalb von 30 Metern ist dann aber ein Spotter Pflicht!
- Versicherungsschutz: Die Verbände bieten in der Regel einen sehr guten und auf Modellflug zugeschnittenen Haftpflichtversicherungsschutz. Und glaub mir, eine gute Haftpflichtversicherung ist das A und O, wenn du mit deiner Drohne unterwegs bist! Stell dir vor, du knallst aus Versehen gegen ein Auto – das kann teuer werden!
- Gemeinschaft und Wissenstransfer: In einem Verband bist du nicht allein. Du triffst Gleichgesinnte, kannst dich austauschen, von erfahrenen Piloten lernen und an Flugtagen oder Wettbewerben teilnehmen. Das macht nicht nur Spaß, sondern hilft auch, deine Fähigkeiten zu verbessern.
- Weniger Bürokratie: Die Verbände übernehmen oft einen Teil des administrativen Aufwands für dich, was das Ganze etwas entspannter macht.
Aber Achtung: Um diese Vorteile nutzen zu können, musst du natürlich Mitglied in einem der Verbände sein und dich an deren Regeln halten. Das bedeutet zum Beispiel, dass du auch beim Wildfliegen die allgemeinen Flugverbotszonen und Abstandsregeln einhalten musst. Und ganz wichtig: Auch als Verbandsmitglied ist die Registrierung als Betreiber beim LBA und das Anbringen deiner eID auf der Drohne Pflicht, wenn deine Drohne eine Kamera hat oder über 250 Gramm wiegt!
Weg B: Der freie Vogel – Fliegen nach EU-Recht
Seit ein paar Jahren gibt es in Europa einheitliche Drohnenregeln. Das bedeutet, dass du deine FPV-Drohne auch ohne Verbandszugehörigkeit fliegen darfst, wenn du dich an diese EU-Drohnenverordnung hältst. Das ist super praktisch, wenn du spontan irgendwo fliegen möchtest, wo kein Modellflugplatz in der Nähe ist, oder wenn du einfach nicht in einen Verband eintreten möchtest.
Hier sind die wichtigsten Punkte, die du beachten musst, wenn du nach EU-Recht fliegst:
- Registrierungspflicht: Wenn deine Drohne eine Kamera hat (und das hat ja jede FPV-Drohne!) oder mehr als 250 Gramm wiegt, musst du dich als Betreiber beim LBA registrieren und deine Registrierungsnummer (e-ID) auf der Drohne anbringen. Das ist ein absolutes Muss und gilt, wie gesagt, für alle Drohnenbetreiber!
- Kenntnisnachweis: Für die meisten FPV-Drohnen benötigst du mindestens den EU-Kompetenznachweis A1/A3. Das ist ein kleiner Online-Test, den du beim LBA ablegen kannst. Er ist nicht super schwer, aber du solltest dich vorher mit den Regeln vertraut machen. Für größere oder schnellere Drohnen kann auch der EU-Fernpilotenzeugnis A2 nötig sein.
- Sichtflugpflicht (fast immer): Das ist der Knackpunkt beim FPV-Fliegen nach EU-Recht! Grundsätzlich gilt: Du musst deine Drohne immer in direkter Sichtverbindung haben können. Das heißt, wenn du eine Brille aufhast, brauchst du eine zweite Person (einen „Spotter“), die neben dir steht, die Drohne im Blick behält und dich im Notfall warnen kann. Ohne Spotter darfst du FPV nach EU-Recht in der Regel nicht fliegen – es sei denn, deine Drohne wiegt unter 250 Gramm UND fliegt langsamer als 19 m/s (das trifft auf viele Tiny Whoops oder Cinewhoops zu, aber nicht auf alle FPV-Drohnen).
- Abstandsregeln: Es gibt klare Abstände, die du zu Menschenansammlungen, unbeteiligten Personen, Gebäuden und sensiblen Bereichen (z.B. Krankenhäusern, Naturschutzgebieten, Bahnanlagen) einhalten musst. Diese Abstände sind oft strenger als die, die dir im Verband auf einem Modellflugplatz zugestanden werden.
- Keine Versicherungspflicht über den Verband: Du musst eine eigene, separate Haftpflichtversicherung für deine Drohne haben, die den EU-Regularien entspricht. Das ist aber heutzutage kein Problem mehr, da es viele Anbieter gibt, die spezielle Drohnenversicherungen anbieten.
Also, was ist besser für dich? Die Qual der Wahl!
Wie du siehst, hat beides seine Vor- und Nachteile.
- Der Verbandsweg (DMFV, MFSD): Ideal, wenn du auch mal ohne Spotter FPV fliegen möchtest (bis 30m Höhe, bei Einhaltung aller anderen Regeln), auf Modellflugplätzen unterwegs bist, Wert auf Gemeinschaft legst und von den speziellen Ausnahmegenehmigungen profitieren möchtest.
- Der EU-Rechts-Weg: Perfekt für alle, die flexibel sein wollen, nicht an einen Verband gebunden sein möchten und auch mal abseits von Modellflugplätzen fliegen wollen. Aber sei dir bewusst: Die Spotterpflicht ist hier der Knackpunkt für viele FPV-Piloten, es sei denn, du fliegst eine leichte Drohne (<250g und <19m/s)!
Mein Tipp an dich:
Egal, für welchen Weg du dich entscheidest, informiere dich ganz genau! Die offizielle Seite des Luftfahrt-Bundesamtes (LBA) ist da immer eine gute Anlaufstelle. Und ganz wichtig: Lass dich versichern! Das ist das Allerwichtigste, bevor du überhaupt daran denkst, deine Drohne abheben zu lassen.
FPV-Fliegen ist ein unglaubliches Hobby, das dir eine völlig neue Perspektive auf die Welt eröffnet. Wenn du dich an die Regeln hältst, steht dem grenzenlosen (aber natürlich nicht regellosen!) Flugspaß nichts im Wege. Also, Brille auf, Propeller an und viel Spaß beim Fliegen!